Ein deutsches Dorf trauert und sucht Vergebung
Der erste Ort unserer Buchtour: Steinbach
Leise und respektvoll kamen sie in das jüdische Museum in Steinbach; einige sahen sich neugierig um. Obwohl es keine Synagoge war setzten einige Männer jüdische Kappe auf, die Stephan Weissbrodt verteilte.
Wir waren erst vor 24 Stunden in Deutschland angekommen um unsere Buchtour zu beginnen, als wir mit der Frage konfrontiert wurden, ob für Deutsche der Antisemitismus ein Thema war. Am Morgen hatten wir in den Nachrichten gesehen, das der Tag zum Kippa-Tag ernannt worden war. Es war ein Protest gegen die Verleihung einer bedeutenden Würde für eine deutsche Rap-Gruppe, deren Gesang antisemitische Schimpworte enthielt. Nicht-Juden in Berlin trugen die jüdische Kappe um damit ihren Protest öffentlichen Ausdruck zu geben. Zur Zeit unserer Veranstaltung in Steinbach, einem Ort von 900 Einwohnern, hatte der Protest sich in weiteren Städten ausgebreitet.
Würden die Deutschen daran Interesse haben?
Hier war unsere erste Station der Buchtour, der noch 14 weitere folgensollten.Die meisten Veranstaltungen machen wir gemeinsam mit Friedrich Edelmann, Fagottist und seiner Frau Rebeccah Rust, Cello. Die Idee dieser Tour kam von ihnen, und auch der Anstoß zur Übersetzung des Buches ins Deutsche. Wir machten uns Sorgen, ob irgend jemand in Deutschland unsere Geschichte hören wollte. Wir hatten von der Reaktion von Familienmitgliedern gespührt, dass die Story einer jüdischen Frau, die sich in einen Deutschen verliebt, dessen Vater ein Nazi von hohem Rang gewesen war, und dessen Bruder ein Opfer dieser Nazis wurde, vielleicht doch nicht so faszinierend für das deutsche Publikum sein würde, wie es für das amerikanische geworden war.
Es gab einführende Ansprachen vom Vorsitzenden des Museums und des ehemaligen Bürgermeisters von Steinbach über die Geschichte des Ortes.Das Museum wurde ursprünglich dem Kohlebergbau der Gegend gewidmet, wurde dann aber thematisch zu einem Museum der Diamantenschleiferei der großen jüdischen Gemeinde die einmal lebte. Dieter Zenglein, der Kreis Heimatpfleger des Landkreises Kusel sprach über sprach über die Lokalgeschichte und die Erhaltung der Überlieferung, als auch über den Kippa-Protest. Diese Multi-Medien Lesung wurde vom Heimatverein Steinbach am Glan und ihrem ersten Vorsitzenden Joseph Wintringer präsentiert.
Die Lehren der Vergangenheit
Als Herr Zenglein über die Ehrung der Rap-Gruppe im Allgemeinen und den Antisemitismus im Besonderen sprach,hörte ich wiederholt das Wort „Schande“, das im Deutschen und im Jiddischen die gleiche Bedeutung hat. Er preiste den Mut mit dem die gutwilligen Deutschen in Berlin und den anderen Städten hervorgetreten waren. Wir waren gerührt.
Wir waren hier in einem Dorf, in den die gesamte jüdische Bevölkerung entweder ermordet worden war oder fliehen konnte. Der Saal war zur Kapazität mit mehr als 40 Gästen gefüllt, die gespannt zuhörten, tiefreichende Fragen stellten und relevante Kommentare dazu beitrugen. Sie kauften alle Bücher, die wir mitgebracht hatten und bestellten noch mehr. Die einzigen Juden bei der Veranstaltung waren Rebeccah und Julie.
Steinbach wird eine Veranstaltung sein, der schwer zu folgen ist, egal was auf dem Rest der Tour passieren wird. Wir werden die Aufrichtigkeit und das Mitgefühl der Zuhöhrer in diesem kleinen Dorf in Süddeutschland in Erinnerung behalten. Vielleicht hat man von der Geschichte doch gelernt.
Julie Freestone und Rudi Raab veranstalteten eine sechswöchige Tour durch Deutschland mit ihrem Roman Der Stolperstein .