Die Universität empfängt uns
Dortmund 17. Mai 2018
Unsere Lesung (diesesmal ohne Musik) war an dem Internationalen Begegnuszentrum der Universität Dortmund. Unsere Freundin Elizabeth Rosner hatte uns mit Prof. Dr. Walter Guenzweig für Amerikanische Literatur und Kultur in Verbingung gesetzt. Sie war unser Lektor der englischen Edition unseres Buches.
Rudis erste Eindrücke
Als ich im Gymnasium war, waren meine Zensuren in Englisch fast immer 4 . Jetzt, viele Jahre später stehe ich hier und werde vorgestellt als Co-Autor eines Buches im Zusammenhang der Vorlesungen der Amerikanischen Literatur Serie. Und das von einem Professor vor etwa 170 Stundenten der Universität! Das Auditorium war voll und einige Studenten mußten am Boden sitzen. Für mich war das ein sonderbares Gefühl. Man könnte spekulieren, dass meine Lehrer, die in ihrem Amt überlebt hatten, als das Nazi-Imperium kollabierte, ihr Lehramt nicht ausüben und ihre Schüler nicht inspirieren konnten. Im Rückblick kann man doch schließen, dass das Potential mindest bei mir vorhanden war.
Ein Schüler von mir, als ich 1972-73 zurückkehrte um an meinem alten Gymnasium zu lehren, war zu dieser Lesung gekommen. Er saß in der ersten Reihe. Am Ende der Lesung kam er auf Julie zu und sagte ihr, dass eine der besten Erlebnisse seiner Schulzeit war, mein Schüler gewesen zu sein. Ironischer weise war ich sein Englisch Lehrer.
Eine bemerkenswerte Story
Vor der Veranstaltung erzählte uns Julia Sattler, eine Kollegin von Professor Gruenzweig eine bemerkenswete Geschichte von ihrer Familie. Sie ist wohl in ihren 30ger Jahren. Während ihrer Kindheit hatte sie geglaubt, dass ihre Großeltern Teil des Wiederstands waren. Als sie dann 20 Jahre alt war, erfuhr sie dass das nicht mit der Wahrheit übereinstimmte. Sie waren Mitglieder der NSDAP, obwohl nicht in einflußreicher Rolle. Sie erzählte uns, dass sie sehr ärgerlich war, besonders, dass sie keinen Wiederstand geleistet hatten, oder sich gegen die Nazis geäußert hatten.
Forschung über Rudis Vater
Als eine Nebenbemerkung zu der Lesung hatten wir seit Jahren mehr oder wenig intensiv nachgeforscht, was Rudis Vaters Position in der Nazi Hierarchie war. Und was genau war ein „Hauptbannführer“? Als Julie noch Reporter war, hat sie einen Historiker vom Hoover Institut der Stanford Universität getroffen. Auch er hatte keine genaue Antworten.
Wir hatten eigendlich im Moment nicht daran gedacht als Professor Gruenzweig uns berichtete, dass Rudis Vater ganz leicht im Internetz zu finden sei. Er gab uns zwei Beispiele:
Ein Attest, auf dem Briefkopf der Adolf Hitler Schule in Sonthofen geschrieben und mit der originalen Unterschrift bescheinigt, dass ein Schüler Latein könne. Es bestätigt auch, dass Rudis Vater der Leiter der Schule sei. Das ganze ist auf eBay für 130 Euros zu kaufen.
Das andere war eine Tabelle mit Rängen, vergleichsweise zu amerikanischen Militär Rängen: Danach war Rudis Vater im Rang eines Generalmajors. Professor Grünzweig war erstaunt, dass er so einen hohen Rang in seinen 30iger Jahren erreicht hatte.
Fakten und Fiktion
Und dann sagte uns Prof. Frünzweig auch, dass er zwei Ungenauigkeiten in unserem Buch entdeckt hatte: Nachdem Gerhard es geschafft hatte, nach Prag zu fliehen, findet er sich im Hauptbahnhof. Er spricht kein Chechisch und versucht in der Menge unentdeckt zu bleiben. Prof. Gruenzweig stellte fest, dass Prag zu dieser Zeit eine internationale Metropole war und dass dort alle möglichen Sprachen gesprochen wurden. Eine weitere Szene ist in Wien, wo in einer Gaststätte Studenten abfällige Bemerkungen über die Nazis machten. Gerhard fühlt sich zu ihnen hingezogen. Prof. Gruenzweig sagte, dass die Repression schon zu dieser Zeit sehr stark in Österreich war und dass Studenten wohl keine politisch gefählichen Diskussionen in der Öffentlichkeit führten.
Das sind zwei gute Bespiele, warum wir froh sind, dass unser Buch ein fiktiver Roman ist.
Julie Freestone und Rudi Raab waren auf einer Buchtour in Deutschland mit ihrem Roman Der Stolperstein. Die Universität Dortmund war unsere 11. Etappe auf dieser Tour.