Ein deutscher Soldat gerät in Gefangenschaft
Rudis Vater wurde, genau wie “Der Alte” in Der Stolperstein, wenige Tage vor dem offiziellen Ende der 2. Weltkrieges von den Amerikanern gefangen genommen.
„Es war Mai und ich führte meine Einheit nach Süden, nach Bayern. Wir versuchten, den alliierten Truppen zu entkommen und uns in den Alpen in Sicherheit zu bringen,“ begann er zur Einführung. Und dann las er vor: „Ich saß im Beiwagen eines Motorrads, das mein Unteroffizier fuhr. Es herrschte dichter Nebel. Fast hätten wir den alten Bauern nicht gesehen, der am Wegrand stand. ´Du, weißt du, wo der Feind ist?` fragte ich ihn leise. Er war ärmlich gekleidet und trug einen langen Wanderstab. ‘Ja, der Feind ist hier überall’, antwortete er und wollte weiter. Es war klar, dass er nicht in der Nähe eines deutschen Offiziers sein wollte.“
Karl übersetzte weiter: „Als wir oben auf dem Hügel waren, sagte ich dem Unteroffizier, dass er den Motor abstellen solle. Leise rollten wir den Hang hinunter. Als wir unten ankamen, hob sich der Nebel und direkt vor uns stand ein amerikanischer Panzer. Der Soldat oben im Turm richtete sein Maschinengewehr auf uns und begann zu feuern. Mein Fahrer war sofort tot. Aber ich saß tiefer, und weil wir dem Panzer zu nahe waren, konnte er sein Gewehr nicht weiter absenken und ich überlebte.“
Danach war Friedrich Schmidt mit erhobenen Händen aus dem Seitenwagen geklettert und hatte seine Waffe niedergelegt. Und dort, im Bayerischen Wald, hatte für ihn der Zweite Weltkrieg geendet und die Feuchtigkeit tropfte von seinem Helm.
Auszung aus Der Stolperstein Kapitel 22